, Berresheim Andreas

Wenn im 'Café Solo' ein Piano auf den Kopf gestellt wird

Sie haben es wieder getan: Am Ende der Show den Flügel zusammengeklappt und in den „Schlaf gebettet“, auf ein Kissen mit Mozarts Konterfei. Aber nein, wieder getan, das auch, gemeint war aber: Sie haben den Festsaal Niederländer wie vor 13 Jahren wiederum zum Kochen gebracht.

Das Comedy-Duo Stenzel & Kivits war auf Einladung des Kultur- und Theatervereins nach Ormesheim gekommen und hatte im Gepäck das Beste aus 20 Jahren. Anlass war das 75-jährige KTV-Jubiläum, dazu gab es ein „Café Solo“.

Zwei Herren im Frack traten auf die Bühne, Meisterpianist Kivits und Tenor Stenzel, und alles roch erstmal nach einem ganz normalen Klassikkonzert. Aber da sollte sich das Auditorium ganz gewaltig täuschen. Zwar wurden beispielsweise mit dem Strauß’schen Donauwalzer und Mendelssohns Lied ohne Worte von Pianist Kivits hervorragend interpretierte Werke vorgetragen, sein wahres Können blitzte aber erst auf, als er im Zusammenspiel mit Tenor Stenzel und unter Zuhilfenahme zahlreicher obskurer technischer Eigenbauten, den Klassikern von Mozart, Bach und Co. zu einem urkomischen Eigenleben verhalf. Teils stand das Piano kopf, und Kivits spielte darunter im Liegen weiter, teils hatte ein uralter Spezial-Plattenspieler für Schmunzeln gesorgt. Auf die Schallplatte mit Beethovens vierter Symphonie legte Stenzel einfach die Platte mit der fünften darüber, und es ertönte und „entstand“ – oh Wunder! – Beethovens Neunte. Dann gab es einen Notenständer, der im Takt zur Musik wippte und sich bewegte und den Weltrekordversuch, das schon sehr schnell im 6/8-Takt gesetzte Stück „La Danza“ von Gioachino Rossini textlich in einer Minute unterzubringen. Skurril und atemberaubend zugleich.

(Saarbrücker Zeitung)