Auszüge aus 75 Jahren KTV-Geschichte
2020 – Das Kulturkillerjahr
Die Fastnachter hatten noch Glück. So fanden im Februar beide Karnevalsitzungen statt. Erfolgreich wie eh und je unter dem Motto: „Alleh Hopp zur Fastnachtsschau – im Märchenschloss des KTV!“. Dann ereilte uns wie ein Blitzschlag die Corona-Pandemie. Hatten wir bisher Corona nur als Biersorte bzw. lateinischen Begriff für Kranz oder Herz gehört, legte nun ein Virus unter diesem eigentlich harmlosen Namen alles an „Leben“ in Deutschland lahm. Aber sowas von! Café Noir traf es mitten ins Herz! Am Freitag, den 13. März – Nomen est Omen – erhielten wir folgende Nachricht von der Gemeindeverwaltung: „Sehr geehrter Herr Pirrung, die Veranstaltung „Café Noir“ kann am 04. und 05. April 2020 nicht stattfinden. Bis auf weiteres sind die gemeindeeigenen Hallen und Säle für den Trainingsbetrieb sowie öffentliche und private Veranstaltungen gesperrt“. Peng! Das saß. Alle monatelangen Vorbereitungen waren für die Katz, ehrenamtliches Engagement auf eine extreme Probe gestellt. Gottseidank hatten wir außer den Plakaten, den Eintrittskarten und wenigen anderen Sachen noch keine großen Ausgaben tätigen müssen. Außerdem kam uns zugute, dass ein Vorab-Spender darauf bestand, das Geld im Verein zu lassen. Danach erhielten wir für die laufenden Betriebs- und Unterhaltungskosten auf Vereinsseite einen Zuschuss seitens des Kulturministeriums. Obwohl dann weitere Veranstaltungen im Jahr und auch komplett 2021 und Fastnacht 2022 ausfielen, kamen wir mit einem blauen Auge davon. Und die Anstrengungen für das Café Noir 2022 mit Maskenpflicht seitens des Servicepersonals, Maskenpflicht bis zum Sitzplatz, Desinfektionsständer am Eingang und generell Sitzplätze Reduzierung haben sich letztlich gelohnt. „Gute alte Zeiten“ schienen wieder die Zukunft zu werden.
2011 – Silberjubiläum im Café Noir
Beim 25. Kleinkunstabend gab es den legendären Auftritt der „fliegenden Holländer Stenzel & Kivits und zu Anfang eine fulminante Lasershow von Martin Wahrheit. Der Klassikgitarrist Christian Straube aus Speyer war Teil des Programms und aus Illingen kam die Showtanzgruppe „Flash Lights“ mit einem Augsburger Puppenkiste-Tanz. Canzone Italiana hieß die musikalische Überschrift des Angela Branca Trios und Gerd Düpré aus Elversberg zelebrierte humorvoll den „Bäämchesbaam“. Außerdem gelang im Jubiläums- Café Noir die Reunion des über Saarlands Grenzen hinaus bekannten Liedermacher-Dreiers Gabi, Hans + Eckhard, Vorläufer der Folkgruppe Espe. Doch die Musikkomödianten aus den Niederlanden brachten den Saal zum Beben. Es gab stehende Ovationen für die beiden „Niederländer im Niederländer“, wie die Presse titelte. Dies war mit ein Grund, Stenzel & Kivits heuer zum 75. Jubiläum in einem Café Solo zu präsentieren. Und auch da wieder Bauchmuskelkater beim Auditorium.
2000 – Reisefreudige Gesellschaft
In der der SVB-Chronik heißt es weiter: „Familien- und Mitgliederfreundlichkeit praktiziert der Kulturverein bei internen Veranstaltungen wie Sommerzeltlager, Familienabenden, Vereinsfahrten, Wanderungen u.ä.“. Traditionell begibt sich die KTV-Familie am Vatertag (Christi Himmelfahrt) auf Wanderschaft rund um Ormesheim. So beispielsweise auch am 26. Mai 2022. Im Schalt- und Säkularjahr 2000, dem letzten Jahr des 20. Jahrhunderts, führte die Vereinsfahrt in den Mannheimer Luisenpark, wovon einige Bilder zeugen. Auch eine Fahrt ins luxemburgische Vianden zur Burganlage und dem imposanten Pumpspeicherwerk ist noch genauso erinnerlich, wie eine Fahrt an den Saarbacherhammer bei Schönau in der Pfalz. 1974 unternahm man eine Fahrt ins Ahrtal. In manchen Jahren (60er/70er) gab es Mehrtagesfahrten u.a. nach Falkenstein ins Kolpinghaus der Rohrbacher Kolpingfamilie. Und immer mal wieder besuchte die KTV-Familie den Weinort Gleiszellen in der Vorderpfalz, u.a. am 10. September 2022. Innerörtliches Engagement zeigte der KTV viele Jahre lang bei der Ausrichtung des Ormesheimer „Sommergartenfests‘‘ auf dem Theo-Carlen- Platz. Wir waren Mitgründer dieses „kleinen Dorffests“ und haben es zusammen mit dem Männergesangverein und dem Musikverein veranstaltet. Das Fest gibt es heute immer noch – allerdings ohne die Beteiligung des Kulturvereins.
1999 – Das halbe Jahrhundert ist voll
Fünf Jahrzehnte bereichert der KTV das kulturelle Leben mit seinem Schaffen kurz vor der Jahrtausendwende. Große Feier mit Ehrungen unter der Führung von Heinz Busch. Einige Sonderveranstaltungen hatten in diesen Jahren Kultstatus im Dorf. So beispielsweise den einige Jahre am „Kerwesunndah“ durchgeführte Kerwe-Brunch. Angereist als musikalischer Kunstgenuss waren die Männer um den früheren Ormesheimer Klaus Peter Dencker und zelebrierten als „Jazzbreeze“ mit ihrem New Orleans Jazz einen denkwürdigen Morgen. Über 200 Eier wurden von den KTV-Küchenfrauen in die Pfanne gehauen und ein üppiges Frühstück kredenzt. Der Festsaal war restlos ausverkauft!
1994 - K-TV präsentiert: Frank
Da staunten die OK-Mitarbeiter nicht schlecht. Transport einer kompletten Café Noir-Kulisse nach Saarbrücken. Grund? Das KTV-Videoteam mit Hans Werner Simson, Rainer Jenewein, Henning Schulze und Osmund Borner hatte sich in den Studios des Offenen Kanals eingemietet, um zwei komplette Café Noir-Shows aufzuzeichnen. Am Ton saßen unsere Techniker Patrick Hennrich und Martin Wahrheit. Die beiden Sequenzen gingen im Jahr 1994 mehrmals über den Äther. Das Programm gestalteten u.a. Schorsch Seitz, Calabrun, Thomas Pitzius & Martin Keßler, Jean Claude Philippe, The Till’s und die KTV-Theatercrew. Im gleichen Jahr stand Frank Hartmann erstmals in der Bütt.
1990 – Stabübergabe beim Theater
Die SVB-Chronik berichtet: Bis heute umfasst der Spielplan bewährte Erfolgsstücke des Laien- und Amateurtheaters. Aus der großen Zahl der Komödien, Lustspiele und Schwänke seien für die 70er Jahre folgende genannt:
„Der wahre Jakob“ (Arnold/Bach), „Der Meisterboxer“ (Schwartz/Mathern), „Familie Hannemann“ (Reirnann/Schwartz) und „Der keusche Lebemann“ (Arnold/Bach) aus dem Jahre 1979, bei dem zum ersten Mal Karl Heinz Fuchs Regie führte. Seit Mitte der 50er Jahre bis 1970 hatte dessen Vater Johann Fuchs die Theaterabteilung und die Spiele geleitet. Vor ihm übten diese Aufgabe Edwin Behr und Rudolf Albrech aus. Auf sie folgten kurzfristig Werner Gremminger (1972) und Clemens Krämer. Ab 1973 übernahm Leo Wahrheit die Regie bis 1978. Von 1979 bis 1990 war Karl-Heinz Fuchs das Aushängeschild der KTV-Theatergruppe als Spielleiter, Organisator oder Bühnenbauer. In die Zeit von Karl-Heinz Fuchs fallen Erfolgsstücke wie „Herztropfen“ (E. Stürmer), „Der Meisterlügner“ und „Mit Küchenbenutzung“ (H. Kirchhoff), „Krach im Doppelhaus“ (D. Adam), „Die fidele Tankstelle“ (F. Dörfler), „Hier sind sie richtig“ und „Die Perle Anna“ (M. Camoletti). Wurden die Stücke seit 1978 meist zweimal aufgeführt, so kam man in den letzten Jahren fast immer auf vier Aufführungen pro Stück. Die Aufführungen fanden damals immer an Weihnachten statt. 1985 stand zudem eine Osteraufführung auf dem Programm. Nun war es an der Zeit den Staffelstab an Jüngere weiterzugeben. Brigitte Gode ist die erste Frau, die die Theatersparte führte, bis dahin war alles fest in Männerhand. Mit vier Aufführungen der Kriminalkomödie „Keine Leiche ohne Lily“ (J. Popplewell) konnte die neue Spielleiterin Brigitte Gode erfolgreich an die Tradition anknüpfen. Zwischen 1986 und 1989 besaß man zudem eine Jugendgruppe unter Leitung von Achim Mayer, die unter anderem mit „Der Diener zweier Herren“ von C. Goldoni und „Die Physiker“ von F. Dürrenmatt (1988) vor die Öffentlichkeit trat. In den Jahren 2000 und 2001 „schwächelte“ die Theaterabteilung, es gab keine Aufführungen. Auf Brigitte Gode folgte lange Jahre Mike Braun (2002) bevor dann ab 2010 bis heute Silvia Bohr die Theaterspartenleitung übernommen hat. Und sie ist für uns ein Schauspielerjuwel, denn sage und schreibe seit 42 Jahren steht sie mit nur ganz wenigen Unterbrechungen auf der KTV-Theaterbühne. Geerbt hat sie das Theatergen wohl von der Mama. Hilaria Mayer war lange Jahre Teil der KTV-Theaterfamilie. Silvia schreibt aktuell: „Reiner fragte mich nach Anekdoten in dieser Zeit, aber das sind so viele, dass es hier den Rahmen sprengen würde. Wer sie wissen will, sollte sich mit mir unterhalten und ich erzähle gerne einiges was ich erlebt habe. Unsere Theatergruppe hat mittlerweile so große Erfolge, so dass wir längst über die Grenzen von Ormesheim bekannt und unsere Eintrittskarten sehr schnell verkauft sind. 13 14 In diesem Jahr haben wir am ersten Tag von 1028 Karten schon über 750 verkauft. Wir fingen mit 2 Vorstellungen an und mittlerweile sind wir bei 4 ausverkauften Aufführungen. Sicher bekämen wir auch noch eine fünfte Vorstellung voll. Das Rezept unseres Erfolges? Wir haben fantastische Schauspieler in unserer Gruppe, die auf der Bühne ihre Rollen mit großem Spaß und Können herüberbringen. Ich wage zu behaupten, dass wir im Saarland eine der besten Theatergruppen im Amateurbereich sind. Es geht auch hinter der Bühne und während der Proben familiär und freundschaftlich zu. Keiner ist neidisch auf den Erfolg des anderen. Nein, man freut sich einfach mit und übereinander! Aber ich bin auch froh, dass unser Nachwuchs mit genauso viel Freude und Engagement beim Spielen und Proben dabei ist. Das macht Mut, für den Tag, an dem auch mal für mich der letzte Vorhang zugehen wird. Danke für euer Vertrauen!“
1986 – Kunst, Kultur & Kaffee
Entgegen damaligem Zeitgeist ist der Kultur- und Theaterverein mutige Wege gegangen und hat sich im Jahre 1986 ein drittes, charakteristisches Standbein geschaffen. Im „Café Noir“, einem fiktiven Kaffeehaus mit Kleinkunstbühne, treten in jährlicher Folge Amateure und Profis, bekannte und weniger bekannte, auswärtige und einheimische Kleinkünstler aus den unterschiedlichsten Genres auf die Ormesheimer Festsaalbühne. Ganz bewusst wurde der Bogen weit gespannt, wird die Überschrift „Kleinkunst“ großzügig ausgelegt. Von Anfang an war es diese Café-Bistro-Atmosphäre, die den Reiz und den Charme dieser KleinkunstShow ausmachten. An runden Tischen wie im Cabaret kann man einen Kleinkunstmix bei einem Crémant, einem Glas Wein oder einem Kaffee genießen. Die Idee hatte Reiner Pirrung. Zum einen fanden sich in Ormesheim damals genügend junge Leute, die solch einen „bunten Abend“ – wie das früher hieß – möglich erscheinen ließen. Zum anderen war Pirrung inspiriert von Peter Hortons Fernsehsendung „Café in Takt“. Nur, im „Café Noir“ passiert alles live auf der Bühne – inklusive Pannen und Umbaupausen. Ab 1993 war der Zuspruch sogar so groß, dass es seit da jeweils zwei Abende mit gleichem Programm gibt.
1984 – Scheller übernimmt das Faschingszepter und andere Interna
Der Peter muss es richten! Und tut dies nun seit sage und schreibe 40 (!) Jahren, dabei war er hoppla hopp 1984 aus der Not in die Bresche gesprungen. Er ist Sitzungspräsident der Ormesheimer Fastnachtsschau. Dazu kommen noch fast 20 Jahre als Aktiver in anderen Funktionen. Eine wahre Meisterleistung. Und überhaupt ist Kontinuität ein großes Schlagwort im Kultur- und Theaterverein. Einige wenige Beispiele: 34 Jahre lang war Rudi Luckas „Mädchen für alles“ und auch über 30 Jahre Schatzmeister, Otto Mallick führte 20 Jahre den KTV als 1. Vorsitzender, Karl-Heinz Fuchs über ein Jahrzehnt Theaterleiter und insgesamt 40 Jahre auf der Theaterbühne, Andreas Haygis war 16 Jahre – von 1953 bis 1969 – erster Vorsitzender, Reiner Pirrung verantwortet seit fast 40 Jahren das Kleinkunstpodium „Café Noir“ und war 20 Jahre lang Schriftführer, ebenfalls über 20 Jahre prägte Albert Wesely die Ormesheimer Fastnacht, Silvia Bohr steht seit 42 Jahren auf den KTV-Brettern, die die Welt bedeuten, Patrick Hennrich war bis heuer 30 Jahre lang Schriftführer und bildet noch länger – zusammen mit Martin Wahrheit – das Technikteam und Frank Hartmann ist nicht nur seit 30 Jahren als Büttenredner eine prägende Figur in der hiesigen Fastnacht. Ein echter Familien-Verein ist der KTV. Nicht nur wegen der Möglichkeit von Familienmitgliedschaften, nein auch deshalb, weil einige Ormesheimer Familien über mehrere Generationen hinweg das Rückgrat und die Stützen des Vereins bilden. Inklusive der „Angeheirateten“. Hier erwähnt werden müssen die Familien Fuchs, Luckas, Pirrung und Hartmann. Also konstante Kontinuität!
1973 – Die „Abbes“-Ära
In diesem Jahr begann die Ära Albert Wesely in der KTV-Karnevalsparte. Als „De Abbes“ war er der Kopf und Kreativposten der Ormesheimer Fastnacht. Wesely war begnadeter Büttenredner, Tanzleiter, Lupos-Erfinder, Liedtexter, Bühnenbildner, Programmmacher und sogar Theaterspieler. Bereits 1969 ist Albert Wesely als Büttenredner im Programmheft zitiert. Zwei Jahre später erblickt die langjährige „Nationalhymne der Ormesheimer“, „Wo geht’s dann doh noh Ormessum?“ (Text: Wesely), das Licht der Karnevalswelt. Mehr als 20 Jahre war „De Abbes“ das Aushängeschild der Fastnacht im Ort, bevor 1995 Birger Bowles die Spartenleitung übernahm.
1971 – Die Wanderschwalben nisten sich im Verein ein
Diese Abteilung, die geschuldet war einer großen Wanderlust innerhalb der Vereinsfamilie und dem damaligen Trend der Volkswanderungen. Heute würde man sagen Trekking-Touren. In Zusammenarbeit mit dem Schützenverein wurde ein eigener Verein gegründet, dessen Vorsitzender Rudi Luckas wurde, bevor er 1975 von Heinz Hartmann abgelöst wurde. Ende der 1970er Jahre löste sich der Verein auf, der Wandertrend ging deutlich zurück. Mit den IVV-Volkswanderungen war eine Zeitlang kein Geld mehr zu verdienen. Später entstand als viertes Standbein die Wandersparte unter Führung von Heinz Hartmann und Alois Wahrheit.
1970 – Knatsch in der KTV-Familie
Immer mal wieder knirschte es auch im Gebälk, sprich innerhalb der KTVFamilie. Nichts Ungewöhnliches, denn das passiert in den besten Familien und hat oft reinigenden Charakter. So auch beim Kulturverein, 19 20 denn er versteht sich in erster Linie als große Familie, die der örtlichen Kultur verpflichtet ist.
Stress mit Margot
Im September 1970, so der nachfolgende Auszug aus dem Protokoll, trennten sich die Wege zwischen der langjährigen Tanzleiterin und dem Verein. Es folgte anwaltschaftlicher Schriftwechsel, Der Streit wurde irgendwann beigelegt. Auslöser waren oft – so zudem in den weiteren geschilderten Fällen – Probleme im zwischenmenschlichen Bereich und der Kommunikation untereinander.
Hochwürden- Hader
Wenn der Hase Haken schlägt! Beim Theaterstück „Der Etappenhase“, eine Kriegs-Komödie aus der Feder des oldenburgischen Schriftstellers Karl Bunje (1935), stand auf dem Spielplan für Ostern 1958. Anscheinend war Gast der Geistliche Rat und damalige Pfarrer von Ormesheim, Eduard Frank. Die Aufführung löste wohl eine heftige Debatte aus und missfiel der hohen Geistlichkeit. Was tatsächlich geäußert wurde und zu Unmut führte:, ist leider nirgends niedergeschrieben.
Zores mit de Leut!
In Jahren davor gab es Zores mit Karl-Heinz Fuchs (1958) und dem ersten Spielleiter und Gründungsmitglied Edwin Behr (1951), aber noch vorher (1950) mit einem ortsansässigen Handwerker wie die nachstehenden Protokollauszüge belegen. Die Abrechnung der Standgelder auf dem Festplatz, laut Protokoll vom 5.8.1950, war der Stein des Anstoßes. Am Ende der Debatte hieß es: „Dann wurde mit Herrn M. verhandelt. Er gab 6376 Ffrs“ Und weiter: „...mit diesem Geld war und ist der Verein nicht zufrieden. In angeregter Debatte war für uns der Sachverhalt klar, der M. hat die Absicht, uns um das laut Vertrag festgelegte Standgeld zu betrügen.“ 3000 Ffrs. Nachzahlung wurden gefordert und am Ende auch gezahlt. Um welches „Fest“ es sich gehandelt hat, war den Annalen leider nicht zu entnehmen. 21 22 Richtig kräftig erwischt hat es die Fastnachtsabteilung 1983 als der langjährige Sitzungspräsident Werner Gremminger (1972-1983) von heute auf morgen den KTV und Ormesheim verließ. Bei der sehr kurzfristigen Suche nach einem Ersatz, Gremminger war in frühen Jahren Theaterspieler, Spielleiter und Büttenredner, sagte Peter Scheller, der damals schon lange Jahre aktiver Fastnachter beim KTV war, dankenswerter Weise zu, in die Bresche zu springen. Und dieser „Lückenfüller“ ist nun seit 40 (!) Jahren Elferratspräsident der „Ormesummer Faasenachd“.
1967 – Heimattage – Hungericht – Hans Dampf
Ein großes Jahr für Ormesheim und auch für den KTV. Mit den Heimattagen vom 16. – 19. Juni feierte man die Entstehung des Ortes vor rund 1500 Jahren mit „großem Besteck“. Beim Festkommers am 16. Juni wurde der damals selbstständigen Gemeinde Ormesheim von Innenminister Ludwig Schnur das Recht verliehen, ein eigenes Wappen zu führen. Außerdem wurde Geistlicher Rat, Pfarrer Eduard Frank, zum Ehrenbürger ernannt. An den restlichen drei Tagen schlug die große Stunde des Kulturvereins. Sowohl morgens um 10:00 Uhr bei der offiziellen Gedenkfeier zum Tag der Deutschen Einheit, als auch am Abend desselben Tags (20:00 Uhr) mit der Aufführung eines Theaterstücks waren viele Mitglieder aktiv eingebunden. Rektor Alfred Mayer verfasste das Stück „Das Hungericht zu Ormesheim“, und erinnerte darin an die historische Gerichtsstätte auf dem Kasteler Berg an der Gipsgrube und einen damaligen Hexenprozess. Die eigene Laienspielschar, ergänzt um zahlreiche örtliche Protagonisten, glänzte in dem opulenten mehrstündigen Werk unter der Spielleitung des KTV-Urgesteins Johann (Hans) Fuchs. Überhaupt war Fuchs der „Hans Dampf in allen Gassen“. Ob als Spielleiter und Karnevalist, beim SVB als Vorstandsmitglied (fast 20 Jahre Vizepräsident), als SVB-Bezirksleiter, als Mitorganisator jener denkwürdigen Heimattage, als Initiator des Ormesheimer Kostümverleihs oder als Schützenvereinsvorsitzender. Sonntags, am 18. Juni, ab 14:30 Uhr, zog ein großer historischer Umzug mit 45 Gruppen unter dem Motto: „Ormesheim im Wandel der Jahrhunderte“ mehrstündig durch das gesamte Dorf. Vier Gruppen bzw. Motivwagen waren von Mitgliedern des KTV gestaltet und auch besetzt worden. Es waren die Bilder Nummern 2, 8, 14 und 27, die unter der Leitung des damaligen Vorsitzenden (und Schreiners) Otto Mallick gezimmert wurden. 23 24 Bild 8 war beispielsweise eine Fußgruppe, die die erste bekannte Ormesheimer Familie (1303) des Schultheißen Folmar darstellte. In die Figur des Folmar schlüpfte Lothar Pirrung und als seine Frau Elsa fungierte Maria Pirrung, die Ehefrau im wirklichen Leben. Alles natürlich in historischen Kostümen aus dem Kostümfundus. Erwähnt sei schließlich, dass beim Bunten Abend des abschließenden Montags, 19. Juni, selbstverständlich wieder zahlreiche Aktive unseres Vereins mit Beiträgen brillierten.
1958 – Ormesheim hat einen neuen Musentempel
Die Saarbrücker Zeitung schreibt am 26./27. Januar 1974: „Mit der Umstellung auf moderne Stücke kamen jedoch auch Probleme mit der Aufführungsstätte im Saal Wannemacher. Als letztes Spiel führte man dort „Das Wunder von Fatima“ im Jahre 1953 auf. Es waren 15 Darsteller auf der Bühne, die aber kaum Spielraum hatten. Schließlich musste die Spielgruppe gezwungenermaßen in das Lokal Niederländer umziehen. Dort waren die Saalverhältnisse jedoch noch schlechter. Im Jahre 1958 wurde der alte Saal Niederländer abgerissen und die heutige Festhalle gebaut. In diesem Saal ist allein die Bühne so groß wie vordem der ganze Saal. Von dieser Zeit an gewann auch das Spiel der Ormesheimer Laienspieler an Qualität und man wagte sich an Spiele wie „Der Etappenhase“ (1958), „Frau Pilatus“ (1960) oder „Staatsanwalt Alexander“ (1967). Bemerkenswert aus heutiger Sicht ist die Tatsache, dass der KTV Ausrichter und wohl auch Initiator der offiziellen Einweihungsfeier am Samstag, 8. November 1958 war. Nicht etwa die Gemeinde. Das ist allerdings schnell und plausibel erklärt: Die Gastwirtsfamilie Otmar Niederländer hat die Festhalle in Privateigentum erbauen lassen, nach Plänen 25 26 des einheimischen Architekten Clemens Dücker. Die Übergabe des neuen „Saales Niederländer“ – wie er eigentlich bis heute heißt – durch Bürgermeister Wahrheit an die Ormesheimer Vereinswelt hatte demnach nur symbolischen Charakter. Und nach wie vor sind die Nachkommen der Erbauer Eigentümer des Saales, die Gemeinde Mandelbachtal vermietet die Räumlichkeiten als Pächterin. Hauptnutzer – wie könnte es anders sein – ist der Kultur- und Theaterverein. Nach knapp 70 Jahren steht nun der Sensenmann vor dem Saaleingang. Die Halle ist nicht mehr zeitgemäß, moderne Standards können nicht mehr erfüllt werden, die Technik und Ausstattung bedürften einer umfassenden Modernisierung, auch im Hinblick auf Sicherheits- und Brandschutzaspekte. All dies wäre unwirtschaftlich und finanziell für einen Privaten nicht leistbar. 2026 sollen sich die Pforten für immer schließen. Aber wie heißt es so schön: „Wo eine Tür zugeht, geht an anderer Stelle eine auf“. Der Gemeinderat Mandelbachtal hat im April dieses Jahres entschieden, auf dem Gelände vor dem Rathaus, dem ehemaligen Standort des landwirtschaftlichen Anwesens Hoffmann, eine neue Kulturhalle zu errichten. Die Ausschreibungen laufen bereits und die ersten Vergaben folgen Anfang 2025. Ein unüberhörbares Aufatmen ging durch die hiesige Vereinswelt. Das Kulturleben wäre größtenteils zum Erliegen gekommen. An Fastnacht 1959 fand dann natürlich die erste Kappensitzung im neuen Festsaal statt, wie vorher unter Johann Fuchs‘ Leitung und mit Sitzungspräsident Richard Post.
1964 – Mandolinen im Mondschein
Herbert Kroll leitete bis 1964 das Mandolinenorchester des KTV, danach hat er die Jugendspielgruppe übernommen und Otto Mallick, der spätere Vorsitzende, engagierte sich im Orchester. Nachdem Kroll im Jahre 1970 verstarb, übernahm Werner Gremminger die Funktion des Musikleiters.
1955 – Musik, Tanz und Theater
„Neben der Theaterabteilung (1955: 15 Personen) bestand der Verein aus einer Mandolinengruppe (1955: 21 Personen) und einer Volkstanzgruppe (1955: 9 Paare). Die Volkstanzgruppe wurde seit 1957 von Margot Degro geleitet, die im selben Jahr auch eine Kindertanzgruppe gründete. Bis 1965 war diese Kindergruppe unter ihrer Leitung auf 30 Kinder im Alter von vier bis vierzehn Jahren angewachsen“, lautet ein weiterer Auszug aus der SVB-Chronik.
1952 – Alleh Hopp! S’is Faasenachd!
52, 54, 56 sind diesmal nicht die Jahreszahlen einer Fußballweltmeisterschaft oder Olympischer Spiele, es sind die Anfangsjahre der Fastnacht bei uns im Verein. Schon 1952 beteiligte sich Hans Fuchs beim Faschingsumzug, zwei Jahre später entstand auf seine Initiative die Abteilung Karneval und wieder zwei Jahre später fand die erste Kappensitzung unter seiner Leitung mit dem Sitzungspräsidenten Richard Post im alten Saal Niederländer statt.
1951 - Unter einem Dach
In der Chronik des SVB heißt es: „Sehr früh wurde in Ormesheim die Notwenigkeit einer Dachorganisation der Theatervereine erkannt. So gehörte der Kultur- und Theaterverein unter maßgeblicher Initiative von Johann Fuchs zu den Mitbegründern des Saarländischen Volksbühnenbundes (SVB) im Oktober 1951. Fuchs wurde auch zum 1. Vorsitzenden des 1954 gegründeten Bezirks St. Ingbert-Homburg gewählt, dem er über 15 Jahre vorstand“. Im Gründungsjahr gehörten 38 Vereine dem SVB an. Unter der Regie des SVB wurden bei uns in den 1960er Jahren Bezirkstage und Wertungsspiele durchgeführt. Karl Weidenhof war einer der langjährigen Vorsitzenden des Volksbühnenbundes an der Saar. In der Neuzeit firmierte der Verband um und nennt sich nun Verband Saarländischer Amateurtheater e.V. (VSAT). Seit 2019 heißt der 1. Vorsitzende Thomas Redelberger, gleichzeitig Bürgermeister von Heusweiler.
1949 - Gründerväter
Insgesamt war 1949 ein ereignisreiches Jahr. Auf deutschem Boden entstanden zwei Staaten. Die Deutsche Demokratische Republik, von der wir inzwischen wissen, dass da nix demokratisch war und die Bundesrepublik Deutschland, die „Bunte Republik Deutschland“, 29 30 wie Udo Lindenberg zu sagen pflegt. Außerdem war das heutige Grundgesetz am 23. Mai „geboren“ worden. Und es war da noch etwas im Jahr 4 nach Kriegsende. Es war wieder möglich, Versammlungen abzuhalten und zum Beispiel Vereine zu gründen. Viele nutzten die Möglichkeit zu Wiedergründungen von früher schon bestehenden Vereinigungen, z.B. Männergesangverein 1888 oder TUS Ormesheim (1924), unsere Gründerväter hingegen – es waren tatsächlich nur Männer – entschieden sich für eine Neugründung. Am 24. Juli 1949 traf man sich auf Initiative von Edwin Behr ab 14:30 Uhr in der Unterstraße 17 (heute Kapellenstraße 3) im Gasthaus Wannemacher in Ormesheim und beschloss den Theater- und Kulturverein „Frohsinn“ ins Leben zu rufen., Man achte auf die Reihenfolge: „Theaterund…“ bei der damaligen Namensgebung. Irgendwann im Laufe der Jahre erscheint nur noch der heute gebräuchliche Name. Noch viel später (ca. 2009) wurde dann auch auf den Zusatz „Frohsinn“ verzichtet. Sieben Vorstandsmitglieder wurden gewählt, was darauf schließen lässt, dass man eine Eintragung ins Vereinsregister ins Auge gefasst hatte. Die Genehmigung bzw. Eintragung erfolgte dann am 2. August 1949. Es ist aber nicht auszuschließen, dass an der Gründungsversammlung mehr Personen teilgenommen hatten, da sich eine Teilnehmerliste nicht in unserem Archiv findet. Irgendwie ging die amtliche Registrierung dann aber unter und tatsächlich wurde eine Eintragung in das heutige Vereinsregister beim Amtsgericht St.Ingbert erst 60 Jahre später, im Jahre 2009, vollzogen. In erster Linie, um die Haftung von Mitgliedern und Vorständen zu begrenzen. In der Gründungsversammlung wurde Josef Hartmann zum 1. Vorsitzenden und Edwin Behr zum – ersten - Spielleiter des neuen KTV gewählt. In der aus den Anfangsjahren stammenden Satzung definierte sich der Verein „als Vereinigung von Personen zur Ausübung des Bühnenspiels für Laien, mit dem Ziel der Verbreitung kulturellen Gutes in der Heimatgemeinde, durch Theater, Volkstanz, Gesang, Musik, karnevalistische Veranstaltungen“. Obwohl es weder eine entsprechende Bühneneinrichtung noch Stückeauswahl gab, trat man mit traditionellem Spielgut, dem Drama „Wenn Muttertränen fließen“ (Carl Siber), bereits an Weihnachten 1949 im damaligen Vereinslokal Wannemacher an die Öffentlichkeit, so die Passage aus der Chronik (40 Jahre) des Saarländischen Volksbühnenbundes (SVB) aus dem Jahr 1991.
1923 – Viva Palatia
Eigentlich hätte der KTV im vergangenen Jahr 100-Jähriges feiern können. Hätte…!! Denn die Theatertradition in Ormesheim reicht zurück bis in die Zeit nach dem 1. Weltkrieg. Es gab nämlich seit 1923 den Unterhaltungsund Theaterverein „Palatia“, der das Laienspiel in Ormesheim pflegte, aber der KTV wollte einen Neuanfang, so dass er „erst“ 75-Jähriges feiern kann. Als Spielstätte diente diesem „Palatia“ der – kleine - Saal des Gasthauses Wannemacher. Damals scharten sich die Mitglieder um den beliebten und begabten Theaterspieler Wilhelm Helzheber, der gleichzeitig 1. Vorsitzender dieses Vereins war. Auch Thekla Pirrung, Großmutter des heutigen Café Noir-Spartenleiters, Reiner Pirrung, spielte in dieser Zeit Theater. „Zeugnis von dieser Laienspielepoche gibt noch heute die im Jahre 1971 wiedergefundene Fahne des Vereins mit Wappen und Symbolen. Sie war damals bei der besten Stickerei in der pfälzischen Region, dem Mutterhaus der Armen Schulschwestern in Speyer, in Auftrag gegeben worden. Das nicht ganz einfache Unterfangen, sie dann über die Zollgrenze nach Ormesheim zu bringen, unternahmen Josef Kempf, Jakob Jost und Fritz Luckas. Die Fahne, deren Patin Thekla Wahrheit (verheiratete Pirrung) war, wurde von Dekan Stabel geweiht. Als Symbol des Gemeinschaftsgedankens wurde sie bis 1937 bei allen Vereinsveranstaltungen mitgeführt“, wie die Saarbrücker Zeitung (SZ) am 7.6.1971 schreibt. Sie findet sich noch heute im KTV-Archiv, was zu der Annahme verleitet, dass die Verantwortlichen im Verein sich irgendwie – zumindest ideell – als Nachfolger dieses „Palatia“ empfanden.